Vor bald einem Jahrhundert ging mit dem Zerfall der Habsburgermonarchie auch die rund ein halbes Jahrtausend währende Herrschaft Österreichs an der oberen Adria zu Ende. Geblieben ist ein umfangreiches architektonisches Erbe, prunkvolle Verwaltungsgebäude und Grandhotels, Straßen- und Eisenbahnverbindungen, die Triest oder Görz einst mit Wien und Budapest verbanden und Erinnerungen an eine Zeit, die heute wieder als durchaus positiv beurteilt wird. Die Dokumentation begibt sich auf Spurensuche in diesem geopolitisch einzigartigen Raum, der auch heute noch gekennzeichnet ist durch die gegenseitige, jahrhundertelange Befruchtung dreier Kulturen und Sprachen. Das einstige österreichische Küstenland, ursprünglich von Görz/Gorizia/Nova Goriza, später von Triest/Trieste/Trst aus verwaltet, ist ein Symbol für das versunkene Vielvölkerreich. Nirgends, schreibt der italienische Schriftsteller Hans Kitzmüller, hatten Deutsche, Slawen und Romanen jahrhundertelang so zusammengelebt. Der Film portraitiert Menschen, die diese gemeinsame Geschichte gewissermaßen in sich tragen, wie zum Bespiel Gräfin Carolina Lantieri aus Görz, in deren Stadtpalast sich Maria Theresia, Napoleon, Goethe oder die letzten französischen Könige aufgehalten haben.
Die Dokumentation begleitet die österreichische Autorin Christine Casapicola auf ihren Recherchen über das Küstenland unter anderem zu den einst österreichischen Salinen von Piran oder zur Weinlese nach Cormons, der früheren österreichischen Grenzstadt. Von Cormons aus wurden jedes Frühjahr Kirschen für die Obstmärkte nach Wien geliefert. Erika Auchentaller, die Enkelin des großen Wiener Sezessionisten Josef Maria Auchentaller, führt durch den beliebten Badeort Grado, den ihr Großvater in zahlreichen Gemälden festgehalten hat und der durch ihn überhaupt erst zu einem der mondänsten Seebäder der Monarchie wurde.
Hans Kitzmüller, ein großer Kenner der Geschichte von Görz und des Küstenlandes und zugleich leidenschaftlicher Segler, zeigt uns das malerische Inselstädtchen Mali Losinj, einst Lussin Grande genannt und ein bleibter Aufenthaltsort vieler Miglieder des österreichischen Kaiserhauses. Die Bauten aus österreichischer Zeit prägen heute noch das Bild des in der Monarchie einst so beliebten Kurortes. Der Film „Sehnsucht nach dem Küstenland“ ist somit ein bunter Bilderbogen, der den Zuschauer mitnimmt auf eine (Zeit)Reise entlang der heutigen italienischen, slowenischen und kroatischen Küsten, die einst ein illustres adeliges und bürgerliches Publikum aus allen Landstrichen der Monarchie anlockten.